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Intimer Rahmen für spannende Bilder: Marienkäfer-Fachmann, Bio-Lehrer und moderne Kunst

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Künstler
Dr. Holger Triltsch
Telefon:01 75/5 21 74 01
Website:www.holger-triltsch.net
Foto von Dr. Holger Triltsch, Künstler, WerderFoto von Dr. Holger Triltsch, Künstler, WerderFoto von Dr. Holger Triltsch, Künstler, WerderFoto von Dr. Holger Triltsch, Künstler, WerderFoto von Dr. Holger Triltsch, Künstler, Werder

Spannende Weltsicht

Stand: Juni 2021

Wie kommt der Marienkäfer zu seinem Menü? Ein Künstler aus Werder ging dieser Frage jahrelang nach. Heute gilt er als internationaler Marienkäfer-Fachmann!

„Weltweit beschäftigen sich nur eine Handvoll von Wissenschaftlern mit diesen Insekten. Ich habe ihnen acht Jahre hinterhergeforscht. Dabei konnte ich ein weitverbreitetes Märchen ausräumen: Ein Marienkäfer vertilgt am Tag gerade mal drei bis vier Blattläuse, nicht hunderte, wie man oft liest“, überrascht Dr. Holger Triltsch.

Verschmähte Liebe
Dabei wurde er „aus verschmähter Liebe“ Wissenschaftler. „Ich wollte Kunst studieren. Allerdings wurden meine Bewerbungen an den Hochschulen in Berlin und Potsdam abgelehnt. Da nahm ich das Angebot an, Agrarwissenschaften zu studieren. Ich dachte, später hast du bestimmt mal einen Garten, dann hilft dir das“, erklärt er.
Allerdings, jetzt ist er promovierter Agrarfachmann, aber ohne Garten. Stattdessen lebt er in einer Neubauwohnung im Scheunhornviertel von Werder.
Dafür konnte er sich nun den lange gehegten Traum vom Künstler wahrmachen: „Ich bin hauptberuflich Biologie-Lehrer im Oberstufenzentrum. Die Stelle habe ich auf 20 Stunden beschränkt. Dadurch bleibt mir genügend Zeit für die Kunst. Aufgrund der finanziellen Absicherung kann ich völlig frei arbeiten. Ich bin ja nicht davon abhängig, dass ich Bilder verkaufe“, erklärt er.

Alles aufgeräumt
In der Wohnung ist übrigens ausreichend Platz für sein „Atelier“. Dies ist ein penibel aufgeräumter Raum mit einer Staffelei als einziges Indiz, das auf Kunst hinweist, aber ebenso Deko sein könnte. „Ich weiß, dass viele Kollegen in einer Umgebung von Farbtöpfen und Unordnung leben. Dann reden sie noch von ‚Arbeit‘. Für mich ist Kunst genau das Gegenteil, nämlich reines Vergnügen. Ich gehe bei meinen Bildern sehr sorgfältig vor. Ordnung ist mir wichtig.“
Auf dem Schreibtisch finden sich, fast schon versteckt, kaum sichtbar etliche Döschen: „Ich zeichne am liebsten mit Tusche. Später werden die Bilder mit sehr stark verdünnten Acrylfarben koloriert. Dadurch ergibt sich, dass oft bis zu sieben Schichten übereinander gemalt sind. Das bedingt, dass ich dafür Papier benötige, das sich nicht wellt. Dies gibt es in Deutschland kaum. Ich bin in England auf Bristol-Karton gestoßen. Der ist jedoch nur in wenigen Formaten verfügbar, so dass ich damit auf die Größe festgelegt bin“, gibt er weiteren Einblick. Damit fällt die Ordnung leichter: Die Werke, sofern sie nicht an die Wände der Wohnung passen, liegen fein in Kartons verstaut im Kleiderschrank im Schlafzimmer. Bei Bedarf werden sie gerne ausgebreitet, auf dem Ehebett!

Opas Atelier
Dr. Holger Triltsch erinnert sich noch gut, wie er vom Atelier seines Opas Karl Vetter fasziniert war. „Der kopierte alte Schinken, meist Maler der Romantik. Meine Oma sammelte als brave DDR-Bürgerin Papiereinkaufstüten. Plastik gab es bei uns ja nicht. Die hat sie dann sorgsam gebügelt und gestapelt. Damit durfte ich meine Malversuche starten.“
Heute wundert er sich nicht mehr, dass er trotz seiner frühen „Schule“ und der Leidenschaft zum Zeichnen und Malen nicht zum Studium genommen wurde: „Dort sollte man ja eine Mappe mit Werken präsentieren. Ich hatte einfach ein paar Bilder genommen. Wahrscheinlich hätte ich damals beharrlicher sein sollen. Wie ich später erfahren habe, bewerben sich viele siebenmal oder öfter, bevor sie genommen werden“, sinniert Dr. Holger Triltsch.

Heißer Funken im Museum
Allerdings ist er im Nachhinein sogar etwas froh, nicht von der Kunst finanziell abhängig zu sein.
Dafür hat sie ihm schließlich frühzeitig das private Glück beschert. Ausgerechnet im Völkerkundemuseum in Berlin-Dahlem funkte es zwischen ihm und einer attraktiven Psychologin, als beide dort 2000 zur „Nacht der offenen Museen“ hineinschnupperten. „Wir standen vor der anthropologischen Sammlung mit den vielen Masken und haben darüber Witze gemacht“, erinnert sich das Paar.
Mittlerweile sind Birgit Rothenburger und der ungewöhnliche Künstler seit 14 Jahren verheiratet.
Übrigens gibt es noch eine anerkannte Künstlerin in der Familie: Tante Ute Vetter lebt in der amerikanischen Glücksspiel-Metropole Reno. Dort schüttelt sie aber nicht dem „einarmigen Banditen“ den Arm, sondern malt großformatige Aquarelle. „Sie ist Mitglied in der American Watercolor Society“, erzählt Dr. Holger Triltsch weiter.

Betörende Bilderwelt
Seine Bilderwelt ist so vielfältig wie seine Biografie. Bei den Bildern wird vielfach ein Bogen von der Antike zur Gegenwart gespannt. Das ist faszinierend, manchmal verstörend.
Wie ist die Neuinterpretation der biblischen Salome, die barbusig den Kopf des getöteten Johannes in ihrem Schoß präsentiert, wohl gemeint? Andererseits finden sich zwei Kamele neben Porträts von Personen oder prallen barbusigen Schönheiten.

Immer auf dem Laufsteg?
Während bei den Kamelen herausgearbeitet wird, dass sie ebenso wie Menschen eine Persönlichkeit haben, geht es ihm bei der Neuinszenierung vom „Urteil des Paris“ um einen Blick in die heutige Welt: „Die Leute und insbesondere Frauen fotografieren sich unentwegt, um dies dann ins Internet zu stellen. Ich habe das Gefühl, dass die Welt für viele mittlerweile ein permanenter Laufsteg ist. Dabei geht es darum, dass der Einzelne aus der Masse herausstechen will. Menschen wollen wahrgenommen werden und streben nach Anerkennung. Das gab es schon in der Antike, etwa als sich die Grazien im Streit um einen albernen Apfel präsentierten. Der Überlieferung nach soll der nachfolgende ‚Raub der schönen Helena‘ Auslöser des Trojanischen Kriegs gewesen sein.“

Ehefrau als Muse
Zum Glück gibt es heute mehr als drei Mädchen, die darum ringen, die Schönste zu sein. Ob darunter die Ehefrau ist? „Ihr Körper kommt in meinen Bildern öfter vor. Ich habe sie außerdem immer wieder mal porträtiert“, zeigt Dr. Holger Triltsch seine andauernde Faszination.
„Viele haben Scheu davor, auf Porträts anders auszusehen, als man sich das wünscht. Da ist mir eingefallen, dass unsere Hände ebenso persönlich sind. Ich habe auf meiner Internetseite aufgerufen, Fotos von Händen zu senden, die ich dann zu Bildern verarbeitet habe. Dadurch hatte ich plötzlich einen Boom an Verkäufen“, staunt der Bio-Lehrer vom OSZ selbst über die Resonanz.

Internationaler Durchbruch
Dabei gibt er gerne zu, dass seine künstlerische Karriere stark von seinem Freund aus Jugendzeiten, Gunnar Kollin, beeinflusst ist: „Der begann mit Gedichten, zu denen ich die Bilder machte. Da es in der DDR ja keine Vervielfältigungsmöglichkeiten gab, machten wir davon Abzüge in der Foto-Dunkelkammer. Damit hatten wir eine Untergrund-Zeitschrift von zehn bis 20 Exemplaren. Gleich nach der Wende eröffneten wir 1989 in Halle, wo ich studierte, die erste freie Galerie. Wir wirkten in der Künstlergruppe ‚Salon Visionell‘ zusammen. 2019 gründete er die ‚MöbiusBænd‘ unter dem Pseudonym Rannug Nillok mit Ænne Helsbakken, der eigentlich Oli Löwe heißt. Davon gibt es zwei CDs, für die ich die Bildgestaltung gemacht habe“, schildert Dr. Holger Triltsch die gegenseitige künstlerische Beeinflussung der beiden kreativen Freunde.
2021 schaffte der Bio-Lehrer aus Werder sogar einen internationalen Durchbruch: Er wurde Halbfinalist bei dem internationalen Kunstwettbewerb „Artbox. Project World 1.0“ in Zürich.

Erstellt: 2021