Aus dem Stand Europameister im Gehen: Im Sauseschritt von Medaille zu Medaille
Geher | |
Frederick Weigel | |
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Sportler weltweit erfolgreich
Stand: Juni 2023
Er geht und geht und geht, und zwar von Erfolg zu Erfolg. In nur drei Jahren schaffte es ein junger Werderaner aus dem Stand, Europameister im Gehen zu werden.
Dabei wollte Frederick Weigel, der heute 18 Jahre alt ist, damals eigentlich Musiker werden. Er spielt mit Leidenschaft Klavier und ergänzte die Vielfältigkeit an dem Tasteninstrument mit der Gitarre. Doch ein Urlaubserlebnis sorgte für eine andere Weichenstellung: „Ich war mit meinen Eltern auf
Spanienurlaub. Spaßeshalber versuchte ich mich im Gehen, während wir gerade auf einem Tennisplatz waren. Das hat beide so fasziniert, dass sie mich zurück in Deutschland an Manja Berger weiterleiteten. Die war damals Nachwuchstrainerin beim ‚SC Potsdam‘, der für die Eliteausbildung im deutschen Sport aktiv ist“, gibt der Werderaner Einblick in den Beginn einer unglaublichen Traumkarriere.
Sportliche Gene
Dabei sind ihm die Gene sicher hilfreich: Mutter Theresia Weigel, die heute die bekannte „Theresia Apotheke“ in Geltow betreibt, war unter ihrem Mädchennamen Theresia Müller eine Nachwuchs-Läuferin im DDR-Leistungssport. Sie konnte als Mittelstreckentalent Erfolge erzielen. Ihr Ehemann Ronald Weigel kann auf eine Karriere als erfolgreicher Geher verweisen. Er war Weltmeister und errang bei Olympia 1988 zweimal Silber und 1992 Bronze. Mittlerweile ist er Bundestrainer, und damit für Sohn Frederick mit verantwortlich. „Ich übe generell keinen Druck auf die Athleten aus. Sie müssen selbst den
Erfolg wollen“, beschreibt er seinen Ansatz.
Per Auto zum Gehen
Dass dies Früchte trägt, zeigt sich an Sohn Frederick Weigel. Er besucht mittlerweile das Sportgymnasium im nahen Potsdam, möchte nächstes Jahr sein Abitur machen. Obwohl erfolgreicher Geher, geht er allerdings nur selten dorthin: „Ich habe bereits den Führerschein und benutze daher am liebsten das Auto, um zur Schule zu kommen“, strahlt er.
Nach der erfolgreichen Sichtung im Februar 2020 war Frederick Weigel übrigens erst mal der „Hahn im Korb“, denn das Training erfolgte ohne
Geschlechtertrennung: „Wir waren acht Mädchen und ich einziger Junge in der Gruppe“, schmunzelt Werders neuer Sportstar.
Schnell aufs Siegertreppchen
Er schaffte das Kunststück,
generell bei allen deutschen Wettbewerben auf dem Siegertreppchen zu stehen. Seit dem Start im September 2020 bei einer regionalen Ausscheidung im nahen Strausberg,
die er als Erster abschloss, gab es nur Siege: So wurde er bei der Deutschen Meisterschaft in Frankfurt am Main auf Anhieb bester Geher in der U18, obwohl er eine Zeitstrafe von einer Minute über sich ergehen lassen musste. Der Vorwurf: Das Bein sei nicht immer vollständig gestreckt gewesen. Im nächsten Jahr überzeugte er im August mit nur 22:40 Minuten über 5 000 Meter auf der Bahn. Im niederländischen
Tilburg stellte er mit
43:59 Minuten eine neue persönliche Bestleistung im Straßengehen über zehn Kilometer auf.
WM-Teilnahme
2022 war ein besonders aufregendes Jahr. So durfte Frederick Weigel zur Weltmeisterschaft in den Golfstaat Oman. „Der Flug dauerte neun Stunden. So lange war ich noch nie im Flugzeug unterwegs. Mit dabei waren Top-Stars wie Christopher Linke. Ich war als einziger von der U18 im Wettbewerb und trat gegen U20-Sportler an. Es war mit 30 Grad im Schatten sehr heiß. Zudem hatte die Strecke noch eine Steigung. Deshalb brauchte ich für die zehn Kilometer mit 47:47 Minuten erheblich länger als vorher in Tilburg. Ich landete als 16. von 32 Gehern immerhin im Mittelfeld“, erklärt Frederick Weigel. Dennoch hatte er viel Spaß.
So ließ er sich bei einem nächtlichen Ausflug vor einer Moschee mit landesüblicher Kleidung fotografieren.
Europaweit der Beste
Noch abenteuerlicher war die U18-EM in Jerusalem. „Wir saßen in Frankfurt erst mal drei Stunden im Flugzeug, ohne dass etwas passierte. Dann mussten wir wieder aussteigen, weil die aufgrund von Personalmangel keine Gepäckabfertigung durchführen konnten. Wir mussten anschließend drei Tage warten, bis es endlich losging. Dabei schliefen wir in der dortigen Sportschule. In Jerusalem durften wir aus
Sicherheitsgründen keinen Schritt alleine machen. Fürs Training standen gerade mal 200 Meter Übungsbahn zur Verfügung, was bei einer Wettkampfstrecke von zehn Kilometer natürlich keinesfalls ausreichend ist. Dazu kam die Hitze“, beschreibt Frederick Weigel die speziellen Anforderungen.
Umso stolzer ist er darauf, den Titel in seine Heimatstadt Werder geholt zu haben. Kurz darauf errang er bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm erneut die Goldmedaille.
Training in fremden Ländern
Besonders viel Spaß machen ihm die Trainingslager: „Diese finden meist in attraktiven Regionen wie etwa Gran Canaria oder in Südafrika statt. Das ist spannend. Training selbst stört mich nicht, im Gegenteil, das mache ich sehr gerne“, berichtet er.
Mit jetzt 18 Jahren hat der neue Sportstar der Baumblütenstadt feste Vorstellungen von der Zukunft: „Ich werde mich um Aufnahme in die Sportfördergruppe der Bundeswehr bewerben. Später würde ich gerne Sport und Musik fürs Lehramt studieren. Mein größter Wunsch wäre, 2028 an Olympia teilnehmen zu können.“
Döner, Cola und Moped
Um dahin zu kommen, macht er sich aber keinen Stress: „Ich führe keinerlei Diät durch. Mein Lieblingsgericht ist Döner, gern mit Kräutern und Knoblauch, dazu eine Cola. Es kann im Prinzip alles drauf sein, außer Rotkohl und Käse. Alkohol trinke ich eher selten“, gibt er Einblick.
Trotz des Starts als „Hahn im Korb“ unter vielen Mädchen, hat es mit einer Freundin allerdings noch nicht geklappt. Stattdessen pflegt der junge Sportstar sein antikes Moped „Simson Star“, dem er mit viel Liebe neue Energie einhaucht. „Bei gutem Wetter fahre ich damit manchmal in die Sportschule nach Potsdam“, zeigt er Sinn für jede Art von Bewegung.