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Von der Kita aufs Siegertreppchen: Leichtathletik-Star ist deutschlandweit Spitze

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Leichtathletik-Star
Justus Ringel
Telefon:01 72/2 68 82 13
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Jede Hürde überwinden

Stand: Juni 2022

Von der Kita aus zum Spitzensport, das passiert so eher selten.

Die Sport-Stadt Werder kann dank der guten Augen einer Kita-Erzieherin auf einen Leichtathletik-Star mit Potenzial stolz sein. „Bei Laufspielen in der Turnhalle ist der Erzieherin Silke Domin aufgefallen, dass unser Sohn besonders beweglich ist“, blicken Kathy Ringel und Ehemann Frank Ringel mit berechtigtem Stolz zurück. Heute ist Justus Ringel vielversprechendes Lauftalent im Olympiastützpunkt Brandenburg.

Wassersport im Blut?
Dabei stammt das Lauf-As von der Insel Töplitz aus einer Wassersport-Familie.
Vater Frank Ringel ist engagierter Ortsvorsteher und betreibt dort eine Marina. Da würde man denken, dass der Nachwuchs sich fürs „kühle Nass“ interessiert. Schließlich war der Papa schon als Kind Leistungsschwimmer und ist jetzt als Rettungsschwimmer beim DRK aktiv: „Dazu muss man firm im Schwimmen, Tauchen und Rudern sein“, beschreibt er die Anforderungen.

Klein und schnell
Doch Sohn Justus Ringel schlug eine andere Laufbahn ein, dank der aufmerksamen Kindergärtnerin. Dies brachte den Kleinen mit gerade mal sechs Jahren zum Eliteverein SC Potsdam, in dem man nach einem Probetraining diese Einschätzung teilte. Nach vier Jahren an der Inselschule in Töplitz, wo Mama Kathy Ringel ihn als Lehrerin immer gut im Auge behielt, wechselte der gelenkige Junge an die sportbetonte Zeppelin-Grundschule nach Potsdam. Von dort ging es nach der sechsten Klasse nach einem Eignungstest am Olympia-Trainingszentrum Kienbaum ungebremst auf die Sportschule in Potsdam.

Fünfmal Gold
„Dort wird man in allen Bereichen trainiert. Erst später werden die Paradedisziplinen herauskristallisiert“, erklärt Justus Ringel. Er kam, sah und siegte: „Bei den damaligen Landesmeisterschaften holte ich an einem Wochenende fünfmal Gold. Das war im Weit- und Hochsprung, im 60-Meter-Sprint und im 60-Meter-Hürdenlauf sowie mit der 4-mal-100-Meter-Staffel“, strahlt die Familie noch heute über diesen sensationellen Einstieg in den Elitesport. „Als meine Stärken stellten sich Sprint sowie Hürdenlauf auf 60 Meter, 80 Meter und später 110 Meter heraus. Auf Initiative der Trainer habe ich Stabhochsprung ausprobiert. Das hat mir aber irgendwie nicht gefallen“, beschreibt Justus Ringel den weiteren Werdegang.
Dann kam ein Schlüsselerlebnis: „Ich wurde bei einem 800-Meter-Lauf eingesetzt und konnte, obwohl ich hier nicht trainiert war, viele Konkurrenten hinter mir lassen.“ Das eröffnete eine weitere Perspektive im Ausdauersport.

WM-Pech
Das Jahr 2017 brachte einen unglaublichen Medaillenregen nach Werder. Justus Ringel wurde Deutscher Jugendmeister mit der 4-mal-400-Meter-Staffel des SC Potsdam und nahm später mit der Nationalstaffel an der Europameisterschaft in Italien teil. Der Lohn: die Aufnahme in den Bundeskader.
2018 ging es ebenfalls gut los: Er war jetzt in der U20 wieder an der Spitze im Langsprint und wurde Deutscher Vizemeister über 400-Meter-Hürden. Damit hatte er mit Bravour die ersehnte Teilnahme an der Jugend-WM geschafft. Doch ausgerechnet bei seiner Lieblingsdisziplin 400-Meter-Hürden stürzte er. „Ich konnte aber noch in der Staffel mitlaufen, wo wir immerhin einen sechsten Platz schafften. Das ist im weltweiten Vergleich nicht schlecht“, konnte er sich trösten.

Unter Top-Stars
Nun hat der mittlerweile 23-Jährige den Jugendbereich verlassen und misst sich in der Männerdisziplin mit den Top-Stars. „Das ist ein großer Bruch, den viele nicht verkraften“, beschreibt er das Problem. Er hat sich deshalb für einen Neustart entschieden. Dazu wechselte er von seinem bisherigen Erfolgstrainer Frank Müller vom SC Potsdam zu Sven Buggel, der als 400-Meter-Hürden-Bundestrainer vorgesehen ist. „Ich habe jetzt eine andere Herangehensweise. Als Sportler empfindet man eine immense Bringschuld, die man mit Erfolg ‚bezahlen‘ muss. Der hohe Druck bewirkt, dass man sich verkopfen könnte. Ich gehe jetzt mit mehr Spaß und lockerer an die Anforderungen heran. Man muss nicht Olympiasieger werden, um im Leistungssport zu gewinnen. Der größte Erfolg ist, zu wissen, dass man alles gegeben hat. Im Spitzensport lernt man, seine Grenzen neu zu definieren, erlangt Siegeswillen und Durchhaltevermögen. Das sind Erfahrungen, die im ‚richtigen Leben‘ immer nützlich sein werden“, beschreibt Justus Ringel.

Döner und Nudeln
Wichtig für einen Sportler ist natürlich, mit perfekter Ernährung optimal fit zu sein: „Dabei gilt es, für sich den persönlich richtigen Weg zu finden. Ich habe vieles ausprobiert. Vegane Ernährung beispielsweise passt für mich einfach nicht. Dabei hatte ich viel abgenommen und bekam schnell wieder ein Hungergefühl. Außerdem schmeckt es einfach nicht. Ich esse schon mal gerne ein Steak, einen Burger oder nach dem harten Training einen Döner. Nudeln schmecken mir immer!“

In festen Händen
Übrigens ist Werders Lauf-As in festen Händen. Freundin Ellen Jech unterstützt Papa Frank Ringel im elterlichen Marina-Betrieb, möchte dann ein Studium aufnehmen. Beruflich hat sich Justus Ringel ebenfalls festgelegt: „Ich suchte nach einem Arbeitgeber, der mich sportlich unterstützt und mir nach dem Karriereende eine sichere Zukunft bietet. Trotz anfänglicher Bedenken habe ich mich für die Landespolizei Brandenburg entschieden, wo ich gleich in die Sportfördergruppe aufgenommen wurde. Mittlerweile fühle ich mich dort sehr wohl. Ich konnte dank meines Abiturs die gehobene Laufbahn einschlagen, das bedeutet ein Studium. Später kann man sich für eine bestimmte Richtung entscheiden. Ich möchte jedenfalls erstmal keine Schreibtischarbeit, sondern in Bewegung sein. Das SEK wäre bestimmt eine Herausforderung, aber normaler Streifendienst hat sicher ebenfalls seine Reize“, sinniert er. „Vor Blitzern ist man niemals gefeit, ich habe damit ebenfalls schon Bekanntschaft gemacht. Allerdings war die Geschwindigkeitsübertretung minimal“, gibt er zu.

Ansteckende Begeisterung
Übrigens scheint die Laufbegeisterung sogar eingefleischte Wassersportler anzustecken. So ist Vater Frank Ringel immer öfter laufend unterwegs: „Vor zehn Jahren, als ich 50 geworden bin, wurde ich zum Insellauf bei uns eingeladen. Da hat mich die Leidenschaft gepackt. Zum 60. Geburtstag hatte ich mir einen Supermarathon mit 74 Kilometern vorgenommen. Ich brauchte zwar elf Stunden, aber Dabeisein ist hier alles. Der Berlin-Marathon gehört mittlerweile zu meinem Standardprogramm“, überrascht der rührige Ortsvorsteher, der zugleich gerne auf den SG Töplitz verweist, in dem er ebenfalls aktiv ist. Damit spielt der kleine Inselort eine ziemlich große Rolle im Sport. Die könnte sogar noch größer werden, findet Justus Ringel: „Bei den Sportanlagen hat Werder einen bedauerlichen Nachholbedarf. Es gibt hier keine einzige Tartan-Bahn für eine Stadionrunde. Deshalb muss man zum Trainieren immer nach Potsdam oder Berlin. Das betraf uns, als wir noch in der Schule waren und ist gleichgeblieben. Dabei würden sich ansonsten bestimmt mehr für diesen Sport begeistern.“

Erstellt: 2022